Es ist Zeit, zu leben und zu arbeiten, wo und wie man will!
Im Projekt „Digitale Teams“ zeigen wir, wie die Digitalisierung neue Arbeitsmodelle ermöglicht und das Leben in ländlichen Regionen verbessern kann.
Wenn wir Deutsche aus freien Stücken und unabhängig von unserer finanziellen Situation unseren Wohnort wählen könnten, so würden etwa 45% von uns eine Landgemeinde bevorzugen. Dennoch nimmt die Bevölkerung in den Metropolregionen Deutschlands stetig zu. Großstädte, die von Experten mittlerweile als Schwarmstädte bezeichnet werden, wachsen, weil sie ein lebenslang ausreichendes Angebot an Beschäftigung versprechen. Laut Bundesstiftung Baukultur kehren aber viele von uns im Alter von circa 30 Jahren der Großstadt wieder den Rücken zu. Es zieht uns dann in die Speckgürtel der Großstädte, in der Hoffnung auf ein „Fleckchen Grün“, bei gleichzeitiger Erreichbarkeit des Arbeitsplatzes. Die volkswirtschaftlichen, ökonomischen und ökologischen Folgen dieser Landflucht sind verheerend: Berufsbedingtes Pendeln belastet die Umwelt und die Verkehrsinfrastruktur, in die der Bund jährlich mehr als 10 Mrd. Euro investiert. Außerdem beobachten Fachleute soziale Folgen wie Stress, gesundheitliche Belastungen und weniger Zeit für die Familie, das Privatleben und das Gemeinwesen.
Laut der oben angeführten Bevölkerungsbefragung der Bundesstiftung Baukultur nimmt mit zunehmendem Bildungsgrad und Nettoeinkommen auch die für den Arbeitsweg aufgewendete Zeit zu. Das bedeutet, dass insbesondere gut ausgebildete Fachkräfte und Wissensarbeiter ihren Wohnort verlassen müssen, um zu ihrem Arbeitsplatz zu gelangen. Würde man ihnen ermöglichen, von ihrem bevorzugten Wohnort aus zu arbeiten, könnte die geschilderte Spirale durchbrochen werden. Leider ist dies bisher in der Regel nicht möglich, denn in Deutschland existiert trotz moderner Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) nach wie vor eine Präsenzkultur.
Das übergeordnete Ziel des Projekts „Digitale Teams“ ist es, durch eine Verbesserung der Beschäftigungsmöglichkeiten in ländlichen Regionen der Landflucht in Deutschland entgegenzuwirken.
Dieses Ziel kann erreicht werden, wenn es durch den innovativen Einsatz von Smart Services gelingt, bisherige Vorbehalte und Hemmnisse beim Einsatz von Telearbeit und digitalen Teams abzubauen. Hierzu zählen etwaige Bedenken bzgl. der Produktivität dieser Arbeitsformen und der Risiken einer Entgrenzung des Arbeitslebens sowie Aspekte der Organisations- und Teamkultur. Durch die in diesem Vorhaben entwickelten Ansätze soll Unternehmen (vorrangig KMU) und ihren Arbeitnehmern/-innen gezeigt werden, dass das Arbeiten in virtuellen Teams mit Unterstützung moderner IKT funktioniert und durch agile und empirische Prozesse kontinuierlich verbessert werden kann, ohne dass dies zu Einbußen bei der Arbeitszufriedenheit oder Produktivität im Vergleich zu lokalen Teams führt. In diesem Fall tritt eine Win-win-Situation für alle Beteiligten ein: Mitarbeiter von digitalen Teams aus ländlichen Regionen sparen sich lange Pendelstrecken sowie hohe Wohnkosten in Städten bei gleichzeitig guter Anbindung an ihr Unternehmen bzw. an ihr Team; Arbeitgeber vergrößern durch die Nutzung von digitalen Teams zum einen ihr räumliches Einzugsgebiet auf dem Arbeitsmarkt und zum anderen ihre Arbeitgeberattraktivität als Anbieter agiler und damit flexibler Arbeitsformen. Schließlich wird dem Rückgang der Bevölkerung in ländlichen Regionen damit entgegengewirkt und ein Beitrag zur flächendeckenden Sicherung der Daseinsvorsorge geleistet.
Mit der Entwicklung einer offenen Ökosystemplattform mit neuartigen Diensten werden digitale Teams dabei auf drei Ebenen unterstützt:
Initiale Unterstützung bei der Bildung von digitalen Teams
Operationale Unterstützung von digitalen Teams
Langfristige Unterstützung von digitalen Teams
Neben der technischen Realisierung ist eine weitere zentrale Idee des Projekts, agile Methoden, die im Bereich der Softwareentwicklung gängig sind, auf Wissensarbeit in digitalen Teams zu übertragen. Wir wollen diese so modifizieren und erweitern, dass Produktivitäts- und Qualitätseinbußen minimiert und fehlende Vor-Ort-Präsenz angemessen kompensiert werden kann. Diese Methoden können im Laufe des Projekts und ggf. darüber hinaus kontinuierlich durch Auswertung empirischer Daten verbessert werden. Im Projekt wollen wir ermitteln, wie die optimalen Rahmenbedingungen und Erfolgsfaktoren von digitalen Teams aussehen. In diesem Zusammenhang werden wir auch untersuchen, inwiefern Coworking Spaces im ländlichen Raum einen wichtigen Beitrag leisten können. Da es dabei um sensible Daten geht, wird außerdem ein angemessenes Datenschutzkonzept entwickelt.